Gründe gibt es viele

Wie gewonnen, so zerronnen, kann man heute zu den gestrigen Gewinnen sagen. Ja, hätte ich doch die 4% Kursgewinn in H&R Wasag gestern noch ralisiert. Wie konnte ich denn glauben, dass die Kurse in der schlimmsten Krise seit 1929 weiter steigen werden? Es liegt eben daran, dass ich zwar in jeder Ausgabe meiner Dienste vor dem nächsten Crash warne (der ja auch immer eintrifft, so wie heute), aber ab und zu doch noch einen kleinen Rest von Optimismus in mir habe . Ich denke auch nicht, dass ich mir diesen noch nehmen lassen werde. Selbst wenn ja tatsächlich fast alles sich aktuell wieder wie zuletzt 2008/09 negativ präsentiert.

Warum crashen die Märkte heute?

Liegt es an der heutigen Meldung, wonach sich das chinesische Wirtschaftswachstum abschwächen könnte?

Nun, das ist auszuschließen, da die chinesischen Indizes seit Januar bereits fallen. Das schwächere Wachstum ist also bereits in den Kursen enthalten. Jeder, der einen Blick auf die Indizes im Reich der Mitte geworfen hat, der war auf diese Meldung vorbereitet.

Griechenland ist das Lehman Brothers Ereignis für Europa (und vielleicht sogar für die Weltwirtschaft)

Dass es einen Double Dip, also einen Rückfall in die Rezession geben wird, dürfte den Markt auch nicht mehr heiß machen, denn die vollmundig verkündeten Sparprogramme hierzulande lassen keinen anderen Schluss zu, als dass der Aufschwung von Merkel und Co nun wohl wieder abgewürgt wird, bevor er so richtig begonnen hat. Nachdem Frau Merkel im „Fall Griechenland“ so lange mit Hilfsmaßnahmen gewartet hat, bis die Reaktion der Märkte keine Alternative mehr zuließ, als einen mit dem Bankenrettungsschirm nach Lehman vergleichbaren „Rettungsschirm“ aufzuspannen und im Anschluss neue Milliarden zu transferieren, wurde sehr viel Porzellan zerschlagen.  Das viel zu zögerliche Handeln im Fall Griechenland kann man mit dem Zulassen der Lehman-Pleite vergleichen. Beide Ereignisse haben etwas gemein: das Vertrauen der Marktteilnehmer wurde in beiden Fällen zerstört und das führte zu gigantischen Verwerfungen im System und schließlich zu einer Weltwirtschaftskrise (wobei man davon ausgehen kann, dass diese sowieso gekommen wäre, Lehman  also nur der „Anlass“ gewesen sein könnte). Man hätte sich einige Billionen an neuen Staatsschulden und damit künftige Sparprogramme ersparen können, indem man gehandelt und nicht gewartet hätte. Die Rettung Lehmans wäre vergleichsweise billig gewesen, so musste man alle Banken im Anschluss retten. Im Falle Greichenland muss man nun alle pleitegefährdeten Staaten irgendwie retten.  Ob das gelingen kann, ohne eine große Depression wie in den 1930er Jahren zu riskieren, oder zumindest die gefürchteten „japanischen Verhältnisse“??

Genau dieses anhanden gekommene Vertrauen, das nun (dem aufmerksamen Beobachter nun wieder  täglich entgegenschlägt) ist der Auslöser einer jeden Krise.

Wer eine Krise bekämpfen will oder verhindern, dass es nicht erneut zu einer vergleichbaren Krise kommt (Wie es gerade Frau Merkel immer wieder verkündet hat), der darf kein Vertrauen verspielen. Leider ist genau das nach nun dem Lehman Debakel mit Griechenland nun schon wieder passiert. Eine neue Krise ist also bereits im Gang, deren Ende ungewisser denn je.

George Soros kritisierte letzte Woche genau diese deutsche Sparpolitik zum jetzigen Zeitpunkt, also bevor sich ein neuer und sich selbsttragender Aufschwung etablieren kann. Sparen zum jetzigen Zeitpunkt würde seiner Meinung nach  unweigerlich in eine DEFLATION münden und letzlich wäre sogar die Demokratie in großer Gefahr, da die Auswirkungen einer Deflation zu sozialen Unruhen führen könnten.

Wie soll z.B, auch ein Hartz-IV-Empänger einsehen, dass er demnächst seinen Heizkostenzuschuss gestrichen bekommt, damit die Transferzahlungen in Richtung Süden erfolgen können, um den Euro doch noch zu retten?

Nun, als einen möglichen Grund für den heutigen Crash sehe ich folglich den bevorstehenden Termin 1. Juli 2010, an dem  europäische Banken 442 Mrd. Euro an die EZB zurückzahlen müssen. Dass es hierbei zu Problemen kommen könnte, ist wohl die große Unsicherheit, die gerade an den Börsen für panische Verkäufe sorgt. Da der Termin jedoch schon lange feststeht,wäre es erstaunlich, wenn die Banken aus diesem Grund heute ihre Aktienbestände in großem Stil liquidieren müssten.

In den USA sieht die letzte Woche beschlossene Finanzmarktreform ebenfalls eine Einschränkung des Eigenhandels der Banken vor. Auch das entzieht den Märkten langfristig Liquidität, führt also zu tendenziell eher fallenden Kursen.

Fazit: Angesichts der unzähligen Probleme dürfte sich die Krise noch lange fortsetzen.

Der Baltic Dry Index geht noch einen Schritt weiter: Er signalisiert sogar eine neue Weltwirtschaftskrise:

Da der Index nicht manipuliert werden kann, ist er einer der zuverlässigsten Frühindikatoren, wobei es auch hier eine kleine Hoffnung gibt, denn China hat sich in Krisenzeiten mit Rohstoffen eingedeckt, so dass weniger mit Rohstoffen beladene Schiffe die Frachtraten drücken. Weiterhin wurde in der Krise Erdöl auf Schiffen zwischengelagert. Dieses wird nun, da die Weltkonjunktur wieder angesprungen ist, nachgefragt. Da nun erst einmal die Lagerbestände abgebaut werden, bevor neue Transporte nachgefragt werden dürften, kann der Index wohl ebenfalls nicht weiter steigen??

Auch diese Umstände müssen berücksichtigt werden, so dass kohlschwarz schon wieder zu normalem Schwarz wird. Aber es scheint trotzdem richtig gewesen zu sein, im April Aktien zu verkaufen und Liquidität aufzubauen. Nach dem nächsten Crash kann man folglich wieder billig(er) einkaufen.

Machen Sie es also am besten wie die Chinesen, die in der Krise kaufen, damit sie in der Erholung keinen Bedarf mehr haben! Und nach der Krise ist definitiv vor der Krise.

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