O’Reilly: Absturz oder Trendfortsetzung?

Auch als Trendfolge-Investor bleibt man von gelegentlichen Enttäuschungen- sprich heftigen Kurseinbrüchen seiner Aktien- nicht verschont.

Die Aktie von O’Reilly (ORLY) kann mich seit vielen Jahren voll und ganz überzeugen. Wie am Schnürchen gezogen geht es seit meiner „Entdeckung“ dieses beeindruckenden Trends nach oben.

(Selbst nach dem jüngsten Kursrutsch hat sich der Aktienkurs von O’Reilly seit meiner ersten Erwähnung im Tagebuch http://aktientagebuch.blog.de/2009/03/03/paar-werte-oben-5687733/ mehr als verdreifacht und das aus guten Gründen. Geschrieben hatte ich im März 2009: „Wenn sich die Amerikaner weigern, neue Autos zu kaufen, sind sie gezwungen, ihre alten reparieren zu lassen- und das ist gut für O’Reilly Automotive, den führenden Kfz-Ersatzteilehändler mit 1830 Filialen in 26 US-Bundesstaaten.“)

Warum ist der Aktienkurs  von O’Reilly zuletzt massiv eingebrochen und wie könnte es mit der Aktie weitergehen?

Nun, der Kurssturz erfolgte nach einer „Gewinnwarnung“, die der Ersatzteilehändler Ende Juni veröffentlichte. Man geht nun davon aus, dass das Ergebnis pro Aktie „am unteren Ende der Schätzungen“ liegen dürfte. Zum Ziel hat sich ORLY eine Spanne von 1,13 bis 1,17 USD gesetzt.

Der Kursrutsch von mehr als 14% „über Nacht“ war der heftigste seit dem Börsengang im Jahr 1993.

Seitdem erholt sich der Aktienkurs bereits wieder. Auffällig sind dabei die mehrheitlich weißen Tageskerzen, die signalisieren, dass „ernsthafte“ Investoren es noch nicht besonders eilig haben, sich aus der Aktie zu verabschieden. In den letzten Tagen signalisieren die Kerzen eine tendenziell abwartende Haltung der Anleger.

Alles in allem sieht es demnach ganz danach aus, als ob die äußerst heftige Korrektur die zuletzt überkaufte Aktie bereits bereinigt haben dürfte. Wer einen Stoppkurs zur Verlustbegrenzung ins System gesetzt hatte, ist definitiv „draußen“. Dabei wird sich mancher die Augen gerieben haben, denn ausgeführt wurde der Verkauf bei einer unlimitierten Stopp Loss-Verkaufsorder definitiv zu den ersten Kursen nach der Handelseröffnung und diese lagen in vielen Fällen unterhalb der eingegebenen Stoppkurse. Fazit: Mitunter kann es sinnvoller sein, auch Stoppkurse mit einem Verkaufslimit zu versehen. (Beispiel: Stoppkurs: 95 USD, Verkaufslimit bei Auslösen des Stopps: 95.00 USD.) Allerdings besäße man in dem Fall die Aktie heute immer noch, denn das Gap-Down ist bis heute immer noch nicht geschlossen worden.

Noch ist davon auszugehen, dass dieser Kurs erreicht werden könnte bzw. das Gap sogar geschlossen werden, bevor sich die Fortsetzung des Trends entscheiden wird.

Am 25. Juli nach Handelsschluss wird ORLY dann die neuesten Quartalszahlen kommunizieren. Viel wird davon abhängen, welchen Ausblick das Management auf das nächste Quartal oder gar das Gesamtjahr geben wird. (Für das Gesamtjahr sind bislang 4.47– 4.57 USD je Aktie veranschlagt.)

Da die Automobilhersteller immer mehr neue Modelle auf den Markt bringen, die Modellvielfalt also deutlich zunehmen wird und Hybrid- bzw. sogar in ferner Zukunft vielleicht sogar einmal reine Elektrofahrzeuge immer attraktiver werden dürften, sollte die Nachfrage nach der Vielzahl völlig unterschiedlicher Ersatzteile in Zukunft immer schwieriger zu managen sein. Ein Unternehmen wie O’Reilly dürfte von diesem neuen Trend profitieren.

Fazit: Ich erwarte, dass sich der langfristige Trend der Aktie fortsetzen sollte. Ob dies bereits ab 26. Juli passieren wird, ist jedoch leider nicht prognostizierbar.

Sollte ich mich jedoch IRREN, dann werde ich HANDELN. Auch damit muss man als Trendfolge-Investor leben können; genauso wie damit, dass Trends brechen können und man immer wieder Werte VERKAUFEN und in andere UMSCHICHTEN muss.

Trendfolge ist eine aktive Strategie. Es wird immer wieder Zeiten geben, in denen man nichts oder sehr wenig tun muss und es wird hektische Zeiten wie zuletzt 2008/09 geben, in denen Trends auf der ganzen Linie zu Ende gehen und neue beginnen werden bzw. man neue entdecken wird, die zu diesem Zeitpunkt X noch oder bereits wieder intakt sein werden. Dann wird man Werte wie O’Reilly in seinem Depot und mit diesen viel Freude haben.

Es gibt IMMER mehr gute Gründe dafür, dass sich ein bestehender Trend fortsetzt als dass er plötzlich in die andere Richtung drehen wird. Diese Erkenntnis schließt ein, dass man eigentlich an den hochkomplexen Finanzmärkten NICHTS wissen kann, das einem einen Vorteil gegenüber anderen verschaffen könnte. Eine „Trendwende“ mit Sicherheit zu erkennen, dürfte folglich nahezu unmöglich sein. Aber auch hier wird man mit der Zeit Warnsignale wahrnehmen.

 

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