Kommt sie oder kommt sie nicht; die lange erwartete Korrektur der Aktienmärkte?
Während die Bären (oder die, die die Rallye aus welchen Gründen auch immer verpasst haben) seit Wochen nicht müde werden, zahllose Argumente dafür aufzulisten, warum es „so nicht weitergehen“ könne, kümmert das die „Märkte“ überhaupt nicht. Scheinbar ungebremst steigen die Aktienkurse und die Rohstoffpreise immer weiter. Handelt es sich bei der jüngsten Rallye bereits um eine maßlose Übertreibung oder gar um eine Blase?
Für Denjenigen, der „genügend“ Aktien in seinem Depot hält, sind steigende Aktienkurse eine Freude, während der Frust der „Anderen“ täglich zunimmt. Schließlich werden auch die Skeptiker noch auf den fahrenden Zug aufspringen und dann kann die Korrektur kommen. So lange die Mehrheit noch nicht „Hurra“ skandiert, kann es danach noch weiter nach oben gehen.
In der vergangenen Woche sorgte eine Studie für Aufsehen, die zu dem Ergebnis gelangt, dass die Deutschen ein Vermögen von 10 Billionen Euro besitzen, während die Schulden aller 27 EU-Staaten 10,3 Billionen Euro betragen.
Bei dieser Summe von 10 Billionen Euro handelt es sich wohlgemerkt „lediglich“ um das reine Geldvermögen, nicht eingerechnet sind also z.B. Kunstgegenstände wie etwa Gemälde, Antiquitäten, Autos, Oldtimer (die als Wertanlage immer beliebter werden) usw.
Doch ein Grund zur Freude ist das nur äußerst bedingt, sind doch von jenen 10 Billionen Euro lediglich fünf Prozent in Aktien angelegt.
Der Wert aller DAX-Unternehmen beträgt aktuell ca. 780 Milliarden Euro oder 0,78 Billionen Euro. Mit anderen Worten: Die Bundesbürger könnten mit ihrem reinen Geldvermögen die wichtigsten deutschen Unternehmen „locker“ zehn Mal aufkaufen.
Tun sie es nicht, dann könnten es rein theoretisch auch die Chinesen oder besser gesagt ihr Staat, also die Volksrepublik China tun.
Sollten die fünf Prozent das letzte Wort gewesen sein, dann laufen die Deutschen zweifelsohne Gefahr, dieses erarbeitete oder geerbte Vermögen erneut- wie in der Geschichte bereits mehrmals passiert– eines Tages ganz schnell wieder zu verlieren, sollte unser Euro-Papiergeld plötzlich wertlos(er) werden. Ja, es sieht so aus, als ob die Deutschen nichts aus der Geschichte gelernt haben- leider!
Und Gefahr ist erneut im Anmarsch:
Wie an dieser Stelle berichtet, verteilte die europäische Notenbank eine halbe Billion an die maroden Euro-Banken, um einer mögliche Pleite eines Geldinstituts durch das Griechenland-Desaster von Vornherein einen Riegel vorzuschieben. Da das griechische Problem und damit das der Euro-Länder durch den Eurowahnsinn nicht lösbar ist, wird es weitere Rettungen geben müssen.
Die US-Großbank Goldman Sachs geht davon aus, dass die EZB Ende Februar die Märkte erneut mit Geld fluten wird.
Die Rede ist von einer Billion Euro für „das nächste Mal“!
Ein Teil dieser frisch gedruckten Billion wird erneut in die Aktien- und Rohstoffmärkte fließen.
Dass im Zuge dieser erneuten Flutung der Märkte die Preise für Öl, Eisenerz, Kohle, Silber, Gold oder Weizen steigen werden, ist fast schon logisch. Eine logische Folge wird auch die sein, dass wir in den kommenden Monaten immer mehr beispielsweise für Benzin, Heizöl oder Diesel werden bezahlen müssen.
Wer sich dann z.B. über den Kursanstieg und die steigenden Dividendenerträge seiner Ölaktien freuen kann, der wird ein wenig gelassener an der Tanksäule (beispielsweise einer von Shell oder Total) stehen.
Und dass das Geldvermögen der Deutschen auf diese Weise schleichend entwertet wird, dürfte „beschlossene Sache“ sein. Ein Volk, das 10 Billionen Papiergeld-Euros auf die hohe Kante gelegt hat und keine (oder nur 5%) Aktien besitzt, wird „vom Leben“ doppelt bestraft werden. „Spare und du hast in der Not!“ (Doch spare richtig und kaufe auch ein paar Aktien, am besten nach der Formel: 100- Lebensalter= Persönliche Aktienquote bemessen am persönlichen Gesamtvermögen.)
Fazit: So lange immer mehr Geld nach Anlage sucht, können die Kurse tendenziell weiter steigen. Eine baldige Korrektur wäre mehr als gesund, doch wenn die Mehrheit darauf wartet, dann kommt sie nicht, die Korrektur. Es ist fast wie mit dem lange erwarteten Rücktritt des Bundespräsidenten: Erst, wenn kaum noch jemand damit rechnet, dann kommt er und Herr Wulff geht. Alle guten Dinge sind drei?!
Wie eine Studie der DZ Bank kürzlich zeigte, sind die Privatanleger im Markt nur in geringer Zahl vertreten. Also gibt es noch genug potenzielle Anleger, die noch gar nicht im Markt sind.
Insofern dürften kleine Korrekturen schnell zu Käufen führen. Privatanleger werden in in der nächsten Zeit schnell die Chance nutzen und – wie oben beschrieben – auf den fahrenden Zug aufspringen.
Rüdiger Skrzypek
http://www.marketvote.de/anlegerindikator-pessimismus-privatanleger