H&R Wasag- die Chance?

Die Chemiewerte gehören zu den Gewinnern der letzten Wochen- und das zu Recht. Wenn man sich mit Experten unterhält, dann lautet deren einstimmiger Tenor: Die Nachfrage ist derart hoch, dass sie die Produktion derzeit nicht mehr befriedigen kann.

Damit erleben wir genau das Gegenteil der Lage wie sie sich Ende des Jahres 2008 präsentierte: „Damals brach der Markt quasi über Nacht zusammen, so dass beispielsweise BASF gezwungen war, seine großen Anlagen herunterzufahren, was für ein Chemieunternehmen fast so etwas wie einen Supergau darstellt. Nun boomt die Nachfrage nach deutschen Automobilen, täglich werden neue Rekordabsatzzahlen, vor allem aus den Schwellenländern wie Indien und China gemeldet.

Kein Wunder also, dass sowohl die Auto- als auch die Chemiewerte zu den Outperformern der letzten Wochen zählten.Welche Werte sind weiterhin aussichtsreich?

Die Aktie von Betrandt (Empfehlung im ITT) steigt von einem Allzeithoch zum nächsten.

Der Grund ist simpel: Der „Ingenieur-Dienstleister“ profitiert von der Modellvielfalt der Autohersteller. Bis 2010 fehlen der Automobilindustrie schätzungsweise 11.000 Ingenieure. Und dabei stehen Innovationen wie der Elektroantrieb usw. an!

Lanxess (Empfehlung im ITT) steigt von einem Hoch zum nächsten. Dabei ist die Bewertung der Aktie noch immer nicht zu hoch. Der Chart gleicht jedoch einer Fahnenstange, was bedenklich ist.

BASF ist ebenfalls immer noch niedrig bewertet, als DAX-Wert dürfte das Potenzial aber begrenzt sein (schließlich darf der DAX irgendwie nicht über 6300 Punkte steigen).

Auserkoren habe ich mir demzufolge im Chemiesektor neben Lanxess die Aktie von H&R Wasag. Begründet hatte ich das Anfang August wie folgt:

„- Wasag stellt Schmierstoffe, Feinöle, Wachse, Reinigungsmittel und Weichmacher her. Kunden sind Chemie- und Pharmaunternehmen, Kosmetikhersteller und Reifenproduzenten

das Geschäft mit der Reifenindustrie verspricht dem Spezialchemiker H&R in diesem Jahr gute Geschäfte (zuletzt meldeten Daimler, VW und Audi sehr gute Zahlen, von Rekorden ist gar die Rede)

– eine neue Produktionsstätte wird ab 2012 für noch höheres Wachstum sorgen

– Seit 2010 sind in der Reifenproduktion nur noch gesundheitlich unbedenkliche Weichmacher erlaubt. Dank einer patentierten Rezeptur ist Wasag hier weltweit eine der führenden Adressen. Die Hamburger liefern u.a. an Continental, Goodyear und Michelin.

Trotzdem zeigten sich die wenigen Analysten, die sich mit diesem Nebenwert beschäftigen, zuletzt sehr skeptisch.Das liegt sicher daran, dass der Aktien-Streubesitz lediglich bei 43% liegt, was den Wert für Großinvestoren (also die Casinospieler der großen Banken) relativ uninteressant macht. Ein wenig erinnert mich die H&R Aktie an Fuchs Petrolub, als der Wert noch im SDAX notierte und kaum Beachtung fand.

Aber noch etwas Anderes fällt mir bei H&R Wasag auf: Die Unternehmensinsider investieren sehr konstant in die eigenen Aktien, ähnlich wie einst die “Füchse”.

http://www.aktientagebuchblog.de/hr-wasag-bestaetigung.html

Leider hagelte es nach den Rekordzahlen von H&R am 13. August negative Analystenkommentare, allen voran von einer gewissen „Unicredit“. Aber auch die „Chartisten“, die zuvor in Scharen in den Wert eingestiegen waren, suchten das Weite. Alles in Allem eine recht enttäuschenden Situation, wenn man einmal davon absieht, dass nahezu alles für die Aktie sprach.

Nach der Korrektur kommt nun wieder Bewegung in den Aktienkurs von H&R.

Der Grund ist der, dass die Aktie am Freitag in das Musterdepot der „Euro am Sonntag“ aufgenommen worden ist. Als Begründung heißt es: „Wie zu hören ist, soll es bei dem Spezialchemiekonzern gut laufen. Und eine Winterreifenpflicht könnte dem Hersteller von Weichmachern ebenfalls helfen.“ (EuramS, 41/10, S.54)

Nun, wenn es in der Automobilindustrie gut läuft und H&R führend bei den seit 2010 in der Reifenproduktion gesundheitlich unbedenklichen Weichmachern ist, dann kann ich immer noch nicht begreifen, was die Analysten da so zusammenschreiben.

Hier steht die Fantasie eindeutig gegen das nackte Zahlenverdrehen und die Fantasielosigkeit der Analysten. Bislang hat sich an der Börse jedoch immer zuerst die Fantasie und erst „am Ende“ die Zahlenanalyse durchgesetzt. (Früher oder später nähert sich jede Unternehmensbewertung ihrem fairen Wert.)

Fazit: Fundamental spricht sehr viel für die Aktie von H&R Wasag. Dagegen spricht die Gefahr weiterer negativer Analystenkommentare, die den Kurs immer wieder (ungerechtfertigt) unter Druck bringen könnten.

Trotzdem kann man als „Sturkopf“, der an aussichtsreichen Werten festhält, auch gewinnen, wenn man bei seiner Meinung bleibt:

Die Aktie von Fuchs Petrolub hatte ich meinem „Abgeltungssteuerdepot“ Ende 2008 „beigemischt“ und sie bei Kursen um die 24 € gekauft. Heute steht sie bei über 90 €.

Zusammen mit den „Bossen“ (Siehe meinen Tagebucheintrag vom Freitag), und einigen anderen damals von Analysten in Grund und Boden geschriebenen Werten wie z.B. Rational, BHP Billiton (Kaufkurs um die 9 €) usw. ergibt sich ein ansehnliches Plus.

Börsenverluste schmerzen, Gewinne jedoch ebenfalls, denn man denkt immer wieder daran, die hohen Gewinne zu realisieren. Sie „einfach“ laufen zu lassen, ist nicht so einfach wie man sich das vorstellt.

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