Es ist wieder einer der Tage, an denen man sich seine Augen reibt und fragt, ob das die Wirklichkeit oder nur ein Traum ist.
Da stimmen 16 Euro-Staaten über die Erweiterung des EFSF ab, auch bekannt als „europäischer Rettungsschirm“ und dann könnte alles am Votum der Slowakei scheitern.
Auf CNBC hat man sich gerade lustig darüber gemacht, dass man wohl nochmals abstimmen wolle, sollte das erste Votum scheitern. „Anscheinend stimmt wird man so oft abstimmen, bis das Parlament in Bratislava der Erweiterung zustimmen wird??“; so das Verständnis des CNBC-Reporters.
Europa als Hühnerhof, auf dem alles möglich ist und alle gackern durcheinander. Obwohl der Fuchs am Zaun steht und sich bereits das Maul leckt, kann sich lange Zeit keines der Hühner entscheiden, ob es wegrennen soll oder wo es Zuflucht finden könnte.
An Hähnen mangelt es ohnehin im Revier. Einer ward gesichtet, doch…
Kein Wunder, dass die US-Märkte seit August bis letzten Dienstag im Vergleich mit den europäischen Indizes relative Stärke zeigten. Und das, obwohl die USA ebenfalls an ihrer Schuldenkrise leiden, nur gibt es dort EINE Notenbank und EIN Parlament (mit zwei Kammern, ok), die sich einigen müssen. Dass nicht einmal das so einfach ist wie man denken sollte, hat das Prozedere in Sachen Anhebung der US-Schuldenobergrenze Ende Juli gezeigt.
In einigen Stunden wissen werden wir mehr wissen, aktuell wird in Bratislava noch abgestimmt.
Für Aufsehen sorgt heute wieder einmal Harry S.Dent, der sich über die Zeitschrift „Der Aktionär“ in die Schlagzeilen diesseits des Atlantiks bringt.
Der US-Guru geht davon aus, dass sich der Dow Jones ähnlich wie 1973/74 nochmals in seinem Wert halbieren wird. „Der Dow Jones könne auf 3000 bis 5600 Punkte einbrechen“, so Dent, der den Boom an den Aktienmärkten Mitte der 1990er Jahre richtig vorhergesagt hatte und davon ausging, dass der Dow Jones bis 2009 auf 40.000 Punkte klettern sollte und der Nasdaq auf 13000 bis 20.000. Nun ja, knapp daneben, ist auch vorbei.
Folglich muss man dem nicht allzu viel Bedeutung beimessen, alleine seine Argumente sind nicht von der Hand zu weisen- im Gegenteil, sie sind ALLE zu 100% richtig, aber keines davon ist neu. Alles das ist längst und jedem bekannt, der sich nur ein ganz klein wenig für das Thema Wirtschaft interessiert. Da werden die „Baby-Boomer“ als Investoren ausfallen, da sie ihre Aktien verkaufen werden, um im Alter Bares zu haben.
Die Schuldenkrise wird so schnell nicht bereinigt werden können. Die Banken müssen ihre faulen Privatkredite abschreiben. Nur so wird wieder Wachstum generiert. Doch die Banken vergeben keine Kredite mehr, vielmehr investieren sie das geborgte Geld in Aktien, Gold, Silber und andere Rohstoffe. Diese „Blasen“ werden platzen… Das ganze Programm eben, was da angeführt wird. Am Ende werden ALLE Anlageklassen in ihrem Wert fallen, also AUCH das Gold, in das die Schwarzseher flüchten, um sich vor dem Untergang zu schützen.
(Wir haben tatsächlich gesehen, dass auch das GOLD 2008 und zuletzt kräftig einbrechen sollte und sicherlich wird es auch in einer möglichen Crashphase des Dow Jones einbrechen. Das würde ich auch so sehen.)
Und die Charttechnik: Stichpunkt „Große S-K-S-Umkehrformation“!!
Den DAX sieht Dent bis auf 3500 Punkte fallen. Na ja, das geht ja noch, andere sehen ihn bei 1000 Punkten für den Fall der Fälle.
Doch wirklich interessant, wenn auch nicht ganz neu, ist lediglich eine seiner „Vorhersagen“:
Der US-Dollar soll wieder massiv an Wert gewinnen:
Der US-Dollar solle „30, 40 oder vielleicht 50% zulegen“. Es müsse sich „alles wieder umkehren, so wie es einmal war“, so seine Begründung.
(Quelle und weitere Infos: „Der Aktionär“ vom 12.10.11)
Und nun komme ich zum europäischen Hühnerhof zurück: Wenn ich diesen beobachte, dann kann ich verstehen, wie Anleger lieber in den US-Dollar flüchten, anstatt den Hühnerhof zu betreten.
Meine persönliche Meinung ist die, dass man mit seinen US-Aktien in Euro umgerechnet trotz eines Einbruchs des Dow Jones um 50% noch keine großen Verluste erleiden würde, wenn man denn die besten der besten US-Werte kauft und diese im „brutalen Crash“ (so Dent) zumindest seitwärts tendieren. Doch in der Realität wird man sogar den einen oder anderen Trendwert entdecken (Siehe meinen Tagebucheintrag von gestern!).
Fazit: „Im Westen nichts Neues“, Herr Dent!
Ich werde mich also weiterhin auf die US-Märkte spezialisieren. Das ist für mich in den kommenden Jahren der Ort, an dem man sein muss. Möglicher Crash hin oder her.