„Stresstest“ wurde von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum „Wort des Jahres 2011“ erhoben. Es heißt, dass 2011 „nicht nur Banken auf ihre Belastbarkeit getestet wurden, sondern auch das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21, die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg und die deutschen Atomkraftwerke Stresstests unterzogen wurden.“
Im Vorjahr hatte sich bekanntlich „Wutbürger“ durchgesetzt.
„Swag“ („beneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung“) ist für die Jury des Langenscheidt-Verlags das „Jugendwort des Jahres 2011“, „Epic Fail“ (grober Fehler, Versagen) schaffte es auf Platz zwei. Als „Epic Fail“ wurde z.B. das „Kopieren ohne Quellenangabe“ eines bekannten Politikers bezeichnet, der daraufhin sein Amt niederlegte und nach Kanada auswanderte (Kann a da nicht noch eine Weile bleiben, bis mehr Gras über die Sache gewachsen ist?)
Nun, auch wir mussten uns im nun zu Ende gehenden Jahr 2011 einigen Stresstests an den Börsen stellen. 2011 wird als kein ruhiges und erholsames Börsenjahr in die Geschichte eingehen:
Sofort zu Jahresbeginn 2011 wurden alle Aktien, die 2010 „gut gelaufen waren“ verkauft und in die Verlierer des Vorjahres investiert. (Auch wenn diese Strategie nicht neu ist und jedes Jahr „gespielt“ wird, so waren die Kursverluste der deshalb in Ungnade gefallenen Werte doch „äußerst verdächtig“). Im Anschluss wechselten die Favoriten an den Börsen im Rhythmus von drei bis vier Tagen. Kaum hatte sich die Lage ein wenig beruhigt, brach der „Arabische Frühling“ aus und schickte besonders Ölaktien auf Talfahrt.
Im März sollte der erste „Crash“ folgen, nachdem ein schweres Erdbeben einen atomaren Supergau im japanischen Atomkraftwerk in Fukushima verursacht hatte. Tausende Japaner verloren ihr Leben, andere ihr gesamtes Hab und Gut. Die menschlichen Tragödien kann man nicht mit Worten beschreiben. Lediglich die Börsen sollten sich relativ schnell von ihren Kursverlusten erholen.
Die Verkündung der „Energiewende in Deutschland“ als Reaktion auf die Atom-Katastrophe in Japan sollte die Aktien der Solar- und Windenergiebranche nochmals ein wenig steigen lassen, bevor diese ihre jahrelange Talfahrt fortsetzten. Viele Investoren wurden auch hier auf dem falschen Fuß erwischt.
Dass die Börsenkurse im Anschluss an diese kurzfristige Erholung dennoch wieder über mehrere Wochen hinweg fallen sollten, lag daran, dass die US-Notenbank Fed im Mai kein neues Quantitative Easing Program verkünden sollte. Die großen Casinospieler zeigten sich verschnupft und traten in den Käuferstreik. Als Folge sollten nicht nur die Aktienkurse einbrechen, sondern auch die Preise der Edelmetalle: Silber verlor innerhalb weniger Tage so viel wie in den letzten 30 Jahren nicht mehr.
Die Sommer-Rallye an den Börsen währte 2011 nicht lange, schon der August hielt die nächste Abkühlung in Form eines heftigen Gewitters parat: Der DAX crashte und verlor innerhalb weniger Tage so kräftig wie noch nie in seiner Historie. Als „Auslöser“ wurde der wochenlange Streit zwischen Demokraten und Republikanern in den USA über die Anhebung der Schuldenobergrenze für den US-Staatshaushalt angesehen. Zu lange war darüber gestritten worden, wie es mit den US-Finanzen weitergehen sollte.
Aber auch die „Euro-Krise“ musste für den Crash herhalten (obwohl doch von Anfang an klar war, dass der Euro eine Fehlkonstruktion ist, zeigten sich plötzlich alle geschockt). Über allem hing in Folge des verfehlten Euro-Konstrukts auch 2011 das Damoklesschwert einer „möglichen Pleite Griechenlands“, obwohl das Land schon lange genau das gewesen war. Die Politik wiegelte erneut ab, rettete den Euro auf zahllosen „Gipfeltreffen“- ohne die „Märkte“ jemals wirklich beruhigen zu können. „Epic Fail“?, als Herr Papandreou plötzlich nach einem der wichtigsten „Rettungsgipfel“ vor die Presse trat und ankündigte, sein Volk darüber abstimmen zu lassen, ob man sich vor der Zahlungsunfähigkeit retten lassen wolle oder doch nicht (so sehr). (An diesem Tag habe auch ich das letzte Quantum meines Vertrauens in den Euro verloren und wünsche mir seitdem nun die D-Mark zurück.)
Überhaupt konnte man sich 2011 auf die alte Börsenweisheit nicht mehr verlassen, nach der „politische Börsen kurze Beine haben“, die Äußerungen der Politiker die Kurse also nur kurzfristig beeinflussen können. Das gesamte Jahr 2011 war dadurch geprägt, dass die Kurse nach jeder Nachricht aus dieser Richtung ihre Trends ebenfalls änderten, und das mitunter sogar mehrmals am Tag. Diese „hohe Volatilität“ war ein wirklicher „Stresstest“ für alle Marktteilnehmer.
Dabei hatte das Jahr 2011 doch so gut begonnen: Täglich berichteten die Medien „damals“ über den „Aufschwung XXL“, der den DAX im Jahresverlauf auf ein neues Allzeithoch katapultieren sollte. Dass der DAX auf neue Hochs steigen würde, war so „sicher“ wie das Amen in der Bibel. Mir kamen da angesichts der Euphorie so meine Zweifel und ich schrieb in meinem Premium Dienst am 09. Januar 2011:
„Wahrlich besorgniserregend ist für mich die aktuell in allen Finanzmedien anzutreffende Euphorie, wonach es als „sicher“ gilt, dass der DAX in diesem Jahr ein neues Allzeithoch erklimmen wird. Wenn alle von einem Szenario überzeugt sind, dann trifft dieses jedoch in den seltensten Fällen ein…. Nach der Rallye der letzten zwei Jahre steigt die Gefahr, im nächsten Abschwung wieder mit seinen Investments ins Minus zu driften.“ (WÜ vom 09.01.11)
Frei nach Steinbeck: „Looking back in anger“, zurückblicken im Zorn oder „All’s well that ends well”, frei nach Shakespeare „Ende gut, alles gut”??
Immerhin hat sich das langfristige Trend Depot 2011 einmal mehr als Fels in der Brandung erwiesen und konnte gestern sogar nochmals ein neues Allzeithoch markieren.
Zurückblickend kann ich also heute sagen, dass zumindest mein langfristiges System selbst in der seit 2007 andauernden Krise, deren Ende noch nicht einmal in Sichtweite ist, auch 2011 erfolgreich gewesen ist.
Für das Börsenjahr 2012 sind nun alle sehr negativ eingestellt. Gut möglich, dass 2012 also ein gutes Börsenjahr werden wird?? Viele Aktien haben mittlerweile ein Bewertungsniveau erreicht, das man nur noch als Scherz bezeichnen kann. Doch Scherze werden wohl erst wieder zur Faschingszeit gemacht??
Bis dahin könnte es also noch etwas abwärts mit den Kursen diesseits des Atlantiks gehen?? Doch mit dem Jahresausblick für 2012 werde ich mich in den kommenden Tagen beschäftigen.
Irgendwie war die Börse in 2011 wie das Wetter: extrem.
Schneechaos im Januar, einem viel zu nassen und kalten Sommer folgten der trockenste November und der wärmste Dezember seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen. Man sagt, das Wetter 2011 sei Kachelmanns Rache gewesen. Dabei war ein Gericht doch schließlich zu dem Schluss gekommen, dass er kein Schurke sei.
Zwei andere, wirkliche Schurken sollten hingegen 2011 nicht so viel Glück haben und mussten ins Gras beißen: Osama Bin Laden musste seinen Löffel abgeben und Gaddafi seine Sonnenbrille. Zumindest mit Osama hatten die Nachrichtensprecher so ihre Mühe, wurde doch die Aktion live ins Weiße Haus übertragen zu Obama. Osama und Obama- zu viel für die Augen derjenigen, die den Teleprompter an diesem Tag ablesen mussten. Aber wie kann man die verwechseln? Dabei ist der eine doch der Schurke und der Andere der Friedensnobelpreisträger, der in dieser Funktion Ende 2011 den Irak-Krieg endlich beendet hat (über 4000 US-Soldaten sollten in diesem Krieg sterben und 100.000 Iraker. Das ist nun wirklich sehr traurig, aber leider wahr).
Doch selbst Frau Merkel tappte voll ins Fettnäpfchen und freute sich zu laut über den Tot von Bin Laden. („Au waiha, ich bin doch schließlich auch christlich?!“)
Alle „guten“ Dinge sind drei und vielleicht führte das ja dazu, dass auch der nordkoreanische Diktator Ende 2011 gen Himmel fuhr, der Sonne entgegen, die er angeblich für sein Volk verkörpert haben sollte. Waren das echte Tränen, die sein Volk da vergoss, als er zu Grabe gefahren wurde?
Leider sollten 2011 auch die Falschen sterben und das für uns alle viel zu früh. Ob Steve Jobs sein iPhone mit ins Grab nahm, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Dass er in den Himmel kommt, keine Frage! Es wird gemunkelt, dass man im Himmel gar kein iPhone mehr benötige. Angeblich besäßen die da oben bereits Apple-TV (Übertragung von der Cloud).
Ganz bestimmt wird dort oben nun auch Amy Winehouse wieder Konzerte geben. Musikalisch war sie wohl zu gut für diese Welt. Schade, dass sie ihr Leben nicht in den Griff bekam und deshalb ihre Fans viel zu früh verlassen musste.
Bernhard Victor Christoph Carl von Bülow, besser als Loriot bekannt, ist 2011 ebenfalls von uns gegangen. „Weihnachten bei Hoppenstedts“ erlangt damit endgültig Kultstatus. Der findige Spielzeugverkäufer wird nun seine noch nicht an das Kind (oder besser Mann) gebrachten Spiele „Wir bauen uns ein Atomkraftwerk“ mit einem Aufkleber versehen müssen (… in Polen.) Vicco von Bülow hat ganz bestimmt in der höchsten Liga gespielt und uns alle mit seinem Humor vom Feinsten zum Lachen gebracht.
Das Jahr 2011 war auch das Jahr der Rücktritte. Viele sind nun dorthin zurückgekehrt, von wo aus sie die Flucht nach vorn angetreten haben. Der eine zu Bunga Bunga, sagt man sich, der Andere jetzt ganz offiziell zu Copy and Paste- angeblich.
Zumindest sollte der Bunga-Bunga-Chef der gesamten Weltöffentlichkeit recht anschaulich erläutern, was das eigentlich ist und dass es das auch in der Antike bereits gegeben haben soll. Da wären wir wieder bei den Griechen. Doch die lasse ich jetzt aus, da sich ja Jeder über die Armen lustig macht. Und so etwas tut man schließlich nicht.
Und noch ein Rücktritt: Wirklich tragisch präsentiert sich Ende 2011 dann auch die Fernsehlandschaft. Der tragische Unfall während einer Wette bewegte nicht nur die Nation, sondern auch Thomas Gottschalk- zu seinem Rücktritt. Noch ist kein Nachfolger gefunden, der die beliebteste Show der Deutschen weiterführen möchte.
Ein Glück, dass zumindest die Volksmusiksparte im Jahr 2011 enorme Fortschritte gemacht hat: An der Stelle der Fischer-Chöre singt nun immer öfter Helene Fischer- Schöööön!
Vielleicht sollte Helene ja wegen ihrer fantastischen Ausstrahlung und enormen Vielseitigkeit Thomas Gottschalks Show übernehmen? Ein „Nein isch möschte nicht!“, kann ich mir aus ihrem Mund gar nicht vorstellen. Nein, das würde sie nie sagen. Mensch, fragt sie doch mal!
Aber was würde dann aus Michelle Hunziker werden? Schließlich hat sie bereits sehr viele Opfer erbracht: Von italienischem Ramazotti wechselte sie schließlich zu deutschen Gummibärchen- und das mit einem bezaubernden Lächeln, das seinesgleichen sucht!
Andere haben sich weiterentwickelt; Sarah Wagenknecht z.B. zur ausgewiesenen Finanzexpertin, die 2011 in zahllosen Talkshows gastierte. Die Einen sagen, dass man ihre Aussagen durchaus reduzieren könne: „Banken und die Finanzmärkte schlecht! An die Leine mit ihnen!“ Trotzdem gelang es ihr, mehr Farbe in die Runde zu bringen. Dirk Müller alleine hätte das wohl nicht vermocht??
Für diese mutigen Aussagen einer der wohl letzten echten Sozialistinnen nach Rosa Luxemburg wurde sie dann auch mit dem Oskar geehrt. Ja, wenn Frau Wagenknecht zur Wahl um das Amt der Bundeskanzlerin antreten würde, … Gnade euch, ihr Zocker auf dieser Welt!
Die Krise hat 2011 sogar neue Verben hervorgebracht: In der Euro-Krise wurde viel zu viel „gemerkelt“ und am Ende des Jahres in einer anderen Geldangelegenheit dann sogar noch „gewulfft“. Irgendwie habe ich als Börsianer nun das Gefühl als ob das Ansehen der Politiker nun so tief gesunken ist, dass man antizyklisch Politiker werden sollte („Politiker kaufen sollte“ wollte ich nicht schreiben, da ich strikt gegen jede Art von Korruption bin. Das betrifft auch „die Medien“.)
Ja, wenn ich das jetzt so durchlese und meine Leserzahlen analysiere, die 2011 (wohl auch ein wenig wegen der extremen Börsenausschläge in alle Richtungen bedingt. „Börse mache keinen Spaß mehr“, musste man 2011 des Öfteren vernehmen) neue Rekordtiefs erreicht haben, dann überlege ich, ob ich 2012 nicht in die Sparte Kabarett oder Comedy wechseln sollte? Allerdings gibt es ja bereits viel zu viele Clowns im Fernsehen, höre ich Marcel Reich Ranicki rufen. („Ja, er lebt noch,…“, klingt es über die Wipfel der Randfichten.)
Warum gibt es eigentlich so viele „Comedians“ im deutschen TV? Liegt es daran, dass die Deutschen ansonsten nicht viel zu lachen haben (sie arbeiten von früh bis spät, um die Banken, den Euro und wer weiß was noch alles zu retten?)
Und für wen könnte ich denn schreiben? Für Harald Schmidt bin ich nicht zynisch genug (Wobei ich das ändern könnte?), für Harpe Kerkeling nicht lustig genug, für Stefan Raab nicht musikalisch genug, für Cindy vielleicht ein wenig zu schlank (Die würde mich wohl erdrücken, wenn’s lustig würde?) und für Atze Schröder vielleicht noch ein wenig zu niveauvoll? Bliebe NUHR Mittermeier? Aber „Achtung, Baby!“, ist bei mir schon einige Zeit her und Bayrisch beherrsche ich nur ein paar Brocken.
Vielleicht bleibe ich also doch besser „dahoam“ und gebe auch in 2012 weiterhin meinen Senf zum Thema „Börse“ hinzu.
In dem Sinne: Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern meines Blogs einen guten Rutsch ins neue Jahr!