Wer gehofft hat, dass die Finanzkrise irgendetwas (ver)ändern würde, der wird bitter enttäuscht sein oder werden. Nach wie vor präsentieren sich die Börsen als reine Zockerbuden, in denen Casino, Roulette oder Flipper gespielt wird.
Die US-Banken werden ihren „profitablen Eigenhandel“ auch nach der Finanzmarktreform abwickeln. Wahrscheinlich wird man Hedge Fonds mit Krediten versorgen, die dann im Namen der Bank an den Börsen zocken, während der „normale Unternehmer“ nicht mit einem Kredit rechnen kann, da sein Geschäftsmodell viel zu riskant ist.
Das ist auch alles irgendwie logisch, denn wenn sich das Casino verzockt hat, dann gibt es Geld von der Zentralbank, also letztlich vom Steuerzahler. Alternativen sind völlig ausgeschlossen, denn wir haben erlebt, was passiert, wenn ein Lehman pleite geht: Die Weltwirtschaft wird wie 2009 in die Krise stürzen! Wer will das schon??
Anders kann man das, was an den US-Börsen täglich „abgeht“, wohl nicht mehr erklären?
Sobald die „US-Quartalssaison“ an- (oder besser aus)gebrochen ist, werden wohl alle halbwegs vernünftigen Bankangestellten durch hyperaktive oder spanische Stierkämpfernaturen ersetzt, die dann das Casino so richtig unter Dampf setzen.
Exemplarisch hierfür könnte man einen Blick auf die folgenden Kursbewegungen werfen:
Da wäre die Aktie von Priceline:
Am 13. April geriet die Aktie nach einer Abstufung durch Goldman Sachs kräftig unter Druck und fiel im Anschluss wie ein Stein von 273 auf 175 USD.
„Irgendwann kurz nach dem Tief“ hob Goldman Sachs dann das Kursziel wieder an und empfahl plötzlich den Kauf der Aktie. Bei einem Außenstehenden mag der Eindruck entstehen, dass das irgendwie Methode hatte?!!
Gestern schlug Priceline die Erwartungen der Analysten (auch die der Goldmänner, die also noch nicht einmal richtig schätzen können, aber Analysen veröffentlichen).
Die Aktie wird heute von den Hyperaktiven in der Zockerbude 22%!! wie zu den Hochzeiten der Internetblase nach oben getradet. (Oh Goldman wie hast du dich im April geirrt??)
Nur einen Penny über!! den Schätzungen der Analysten lag das Ergebnis von Whole Foods Markets.
Die Aktie von Whole Foods Markets wird von den Casinospielern heute in Grund und Boden geshortet, als Grund muss der eine Cent herhalten, über dem das Ergebnis nur lag.
Diese Liste ließe sich fortsetzen. Was könnte das Fazit sein, damit sich etwas ändert?
1. Aktien sind ab sofort keine Unternehmensanteile mehr, sondern Casinochips für die großen Spieler?!
2. Banken deshalb verstaatlichen und den Casinospielern einen Job im Lottoscheinverkauf anbieten?
3. Aktien nur noch am Bankschalter verkaufen und nicht mehr über das Internet oder Telefon, FAX usw.?
4. Sämtliche Leerverkäufe komplett verbieten, jeder, der eine negative Meinung zu einem Unternehmen hat, kann dann seine Aktien, die er wirklich besitzt, nur noch verkaufen und sich keine mehr ausleihen, die er verkauft, um einen Gewinn zu erzielen?
5. Die Börsen wie in der DDR einfach abschaffen und auf alle Konten, einschließlich der Girokonten, 3% Zinsen zahlen?
6. Die US-Quartalssaison wird abgeschafft und durch einen Casinospielbesuch für das gesamte Kollegium ersetzt, den die Bank bezahlt.
(P.S.: Ich bin für 6.!)
Wenn alles so bleibt wie bisher, dann könnte die nächste Krise womöglich sehr schnell kommen und wesentlich schlimmer als die letzte sein?
Freuen wir uns über neue Höchstkurse, vergessen aber das Verkaufen nicht! Gewinne, die nicht realisiert worden sind, könnten sich wie 2008 sehr schnell in Luft auflösen. Die nächste Krise wird kommen, dann kann man wieder billig Casinochi…, ähh Aktien kaufen.