Am 22. Oktober hatte ich hier im Blog die Frage in den Raum gestellt: „Salzgitter vor Trendwende?“
Nun, die zuletzt gemeldeten Zahlen des Unternehmens waren alles andere als ermutigend. Trotzdem scheint der Markt damit zu rechnen, dass das Tief nun erreicht sein könnte. Ansonsten wäre der zaghafte Versuch einer Bodenbildung der Aktie wieder abverkauft worden.
Unsere Wette, also der Optionsschein auf Salzgitter, der sich bei einem Kurs der Aktie von ca. 42 EUR verdoppelt haben würde, hat nun wieder Fahrt aufgenommen.
Wer das letzte lokale Tief im neuen kurzfristigen Aufwärtstrend zum Einstieg getroffen hat, liegt bereits über 70% vorn:
Nach den Erfahrungen in ATB Spekulativ lässt sich konstatieren, dass die Optionsscheinstrategie in diesem Jahr die Optionen-Strategie ganz klar geschlagen hat.
Optionen versus Optionsscheine: Welche Erfahrungen haben wir gemacht?
1. Optionen mit einer langen Laufzeit werden kaum gehandelt. Die Folge ist der Fakt, dass man beim Kauf „langlaufender Optionen“ oft zu hohe Preise zahlt oder eben mit seinem Limit nicht zum Zuge kommt. Bei den Optionsscheinen (=OS) läuft das wesentlich besser, da viele auch außerbörslich gehandelt werden. Da der Konkurrenzkampf unter den Emittenten sehr groß ist, kommt man bei den OS relativ entspannt zum Zuge.
2. Optionskontrakte (mit einer langen Laufzeit) auf Basis-Werte, die z.B. an den US-Börsen oberhalb von 100 USD notieren, sind relativ teuer, was bedeutet, dass man einen hohen Betrag einsetzen muss (auf den Basiswert Apple z.B. können da schon einmal 13.000 USD für einen Kontrakt oder mehr fällig werden, so dass man z.B. Apple als Basiswert lediglich in einem USD-Depot ab 100.000 USD kaufen könnte, sollte man breiter streuen wollen (auch IBM-Kontrakte sind demzufolge „zu teuer“). Oder man akzeptiert Optionen mit kürzerer Laufzeit (für diese sind niedrigere Preise zu zahlen), was das Risiko eines hohen Verlusts jedoch erhöht (aktuell korrigiert z.B. die Apple-Aktie, die Optionen mit einer Laufzeit bis Januar kann man im Prinzip abschreiben, sollte man diese „zum kurzfristig falschen Zeitpunkt“ gekauft haben.)
Anders bei den OS: Hier findet man eine reichhaltige Auswahl von OS mit einem Preis von z.B. 5-12 EUR und langer Laufzeit, so dass man auch kleiner Beträge in den Basiswert Apple investieren kann.
3. Optionen auf „weniger bekannte Werte“ (wie z.B. Church & Dwight) sind ebenfalls lediglich mit einer vergleichsweise kurzen Laufzeit erhältlich, so dass man auch hier ein eher hohes Risiko eingeht, sollte die Aktie gerade korrigieren, was bitter ist, wenn sie bis zum Kauf der Optionen beständig gestiegen ist.
Allerdings sind auf derartige Werte in den meisten Fällen „bei uns“ gar keine OS vorhanden, so dass diese Runde an die Optionen geht, wenn auch mit Einschränkungen.
Der Vorteil der Optionen liegt jedoch meiner Meinung nach darin, dass man hier nahezu unbegrenzte Möglichkeiten zur Verfügung hat (man kann z.B. auch Put-Optionen VERKAUFEN, kann z.B. Aktien mittels Optionsstrategien billig einkaufen usw.)
Das Fazit lautet also: Der Optionshandel ist alles Andere als einfach und im Vergleich mit Optionsscheinen noch riskanter, wenn man seine Tücken nicht berücksichtigt. Dafür kann man seiner Fantasie im Optionshandel nahezu freien Lauf lassen, da es hier wesentlich weniger Beschränkungen als im OS-Handel gibt.
Wir können also froh darüber sein, dass sich Optionen bei uns noch nicht durchgesetzt haben und es ist auch nicht damit zu rechnen, dass sich an diesem Trend etwas ändern wird. Trotzdem muss man bei beiden Hebel-Instrumenten höllisch aufpassen.
Sowohl das Schreiben von Optionen als auch das Emittieren von OS sind sehr lukrative Geschäfte, allerdings in erster Linie für die Schreiber bzw. Emittenten.
Der unerfahrene Anleger geht mit BEIDEN hohe Risiken ein, wenn er deren Funktionsweise nicht bis ins Detail verstanden hat. Doch selbst wenn man es verstanden hat, dann lauern zahllose Gefahren wie z.B. der Zeitwertverlust, der Einfluss der Volatilität (der völlig unberechenbar ist, wenn man bedenkt, dass dieser bei jedem Basiswert unterschiedlich eingepreist wird) usw.
Trotzdem kann man sich ein kleines, aber feines OS-Depot auf „gute Trendwerte“ zusammenstellen.
Der größte Vorteil besteht wohl darin, dass man mit relativ kleinen Beträgen ausreichend diversifizieren kann- ein sehr gutes Nervenkostüm vorausgesetzt.
Ein weiterer Vorteil: Verluste aus OS-Geschäften lassen sich z.B. mit Gewinnen aus Dividendenzahlungen gegenrechnen, so dass nicht jeder realisierte Verlust eine Trauerveranstaltung darstellt.
„ATB Spekulativ“ mit dem Optionsscheindepot plane ich auch 2013 weiterzuführen.
Meine Ausführungen zu Gunsten der Optionen werde ich aber korrigieren. Ich kann Optionen im Rennen mit OS nicht mehr eindeutig vorn sehen. (Für den Fall der Insolvenz des Emittenten und wegen ihrer „nahezu unbegrenzten Möglichkeiten“ liegen sie vorn).
Optionen sind meiner Meinung nach eher für den sehr erfahrenen Investor geeignet, während OS auch für erfahrene „eine Option“ darstellen.