Täglich geistert die Meldung über die US-Börsensender, wonach „der VIX ein neues Mehrjahrestief markiert“ habe. Da werde auch ich hellhörig. Was hat es damit auf sich und kann man davon vielleicht sogar profitieren?
Die Volatilität (Schwankungsbreite) des Gesamtmarktes ist aktuell sehr niedrig.
Auch wenn einzelne Aktienkurse sehr stark schwanken (ich denke an die Kursturbulenzen der gerade zu Ende gehenden Berichtssaison in den USA), so befindet sich der Index, der die Volatilität des S&P 500 abbildet, kurz der VIX, auf einem sehr niedrigen Niveau. Das ist angesichts der möglichen Verwerfungen an den Märkten, ausgelöst durch die Euro-Krise, aber auch den bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen und den Gefahren durch die automatischen Ausgabenkürzungen, die den USA ab Januar 2013 drohen, um das Schuldenniveau des US-Staatshaushalts zu senken, sehr erstaunlich. (Sollten sich Demokraten und Republikaner nicht einigen können, würden diese Ausgabenkürzungen das BIP der USA automatisch um ein Prozent schrumpfen lassen. Doch es sind Wahlen!!)
Das Prinzip der „Vola“ ist simpel:
Fallen die Kurse massiv in den Keller, dann steigt die Volatilität, also auch der VIX und umgekehrt; steigen die Kurse- möglichst unter geringen Schwankungen, dann fällt die Vola wieder.
Sollte es gar einen Crash geben, dann würde der VIX geradezu explodieren. Hier der Chart des VIX seit 2002:
2008 hat der VIX ein historisches Hoch markiert. Doch es muss für einen Anstieg der „Vola“ nicht zwangsweise einen Crash historischen Ausmaßes geben:
Auch im August letzten Jahres ist die Vola, also der VIX, bis auf Werte oberhalb von 45 angesprungen.
Wie kann man sich die Volatilität- also die Angst- zum Freund machen?
Angst ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber, wenn es darum geht, an der Börse die richtigen Entscheidungen zu treffen. Also kaufe ich mir ein wenig von der „Angst der Anderen“ oder von meiner eigenen ein.
Wir können z.B. zu dem Zeitpunkt, zu dem die Volatilität und damit der VIX die untere Range seines langjährigen Durchschnitts erreicht hat (unter 15 wie aktuell) Call-Optionen auf den VIX kaufen, um von „mehr Unsicherheit“ zu profitieren und uns auf diese Weise sogar vor einem möglichen Crash abzusichern. Der VIX würde sich mehr als verdoppeln, sollten die Unsicherheiten an den Börsen wie im August letzten Jahres nochmals zunehmen. Bei einem Crash wie 2008 wären sogar 500% und mehr drin. Unsere Calls würden dann prozentual dreistellig, vielleicht sogar vierstellig zulegen.
Doch keine Chance ohne Gefahren:
Sollte der VIX wie von 2003-2005 sehr niedrig bleiben (in den Fall würde der S&P 500 unter geringen Schwankungen weiter steigen), dann würden die Calls auf den VIX wertlos verfallen- wie eben z.B. eine Versicherung, von der man ja auch hofft, dass man sie quasi umsonst bezahlt hat.
Ein Vorteil einer (dauerhaft) niedrigen Vola ist auch der, dass Optionsscheine, aber auch „richtige“ Optionen preiswert sind bzw. bleiben (steigt die Vola, werden OS teurer, fällt sie, dann werden sie billiger).
Ebenfalls zu beachten: Die Emittenten (von Optionsscheinen) können an der „Vola-Schraube“ drehen. Das haben wir z.B. 2008 leider schmerzlich bei unseren VW-Puts erfahren müssen als die „Gaga-Aktie“ über 1000 EUR notierte und sich anschickte, wieder in normale Sphären zu fallen. (Hinzu kam noch eine Ausweitung der Spreads von über 100%!!).
Fazit: Als Beimischung und Crashversicherung kann man sich ein paar VIX-Calls ins Depot legen.
(Im Crash dann entspr. VIX-Puts.)