Der Unsinn mit der 200-Tage-Linie

Meine gestrige Bemerkung, wonach die 200-Tage-Linie kaum eine Bedeutung besitzt, bringt einige 200-Tage-Jünger ein wenig in Rage. (P.S.: Natürlich schreibe ich mitunter auch etwas provokativ, in seltenen Fällen kann man durchaus auch mit der „200-Tage-Linien-Strategie“ den einen oder anderen Gewinn erzielen oder ab und an einen höheren Verlust vermeiden. Langfristig gesehen hat das Beachten der 200-Tage-Linie aber keine höheren Gewinne zur Folge und gehört in das Reich der Märchen.)

Hier ein Beispiel dafür, wie man durch das Missachten der 200-Tage-Linie immer wieder einmal Gewinne erzielen konnte.

Die Aktie von Heineken durchbrach in den letzten Monaten mehrmals die 200-Tage-Linie nach unten.

Wer hier verkaufte, lag jedes Mal „voll daneben“ (trotzdem mahnt eine lange Seitwärtsbewegung zur Vorsicht, wird sie doch sehr oft auch nach unten aufgelöst. Die zuletzt schwachen Fundamentaldaten lassen auch eher auf eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung schließen, wobei Anheuser heute ein gutes Ergebnis aus Lateinamerika meldete. Das könnte bei Heineken demnächst ähnlich erfolgen??), denn die Aktie drehte sofort wieder nach oben und stieg im Anschluss sehr schnell und kräftig wieder an, um sofort wieder genauso schnell zu fallen. Als Trader konnte man mit dieser Aktie also bereits zwei Mal wunderbare Gewinne erzielen, indem man die 200-Tage-Linie nicht beachtete. Könnte es nun gar ein drittes Mal klappen?

Vorgstern fragte ich mich, ob sich die Aktie auch dieses Mal traden lässt. Nun, das „Bollinger-Signal“ scheint auch diesmal den folgenden Anstieg vorhergesagt zu haben, denn auch heute legt Heineken zu, aktuell ca. 3,6%- und das in einem sehr schwachen, fast schon von Panik geprägten Marktumfeld!

Eine lange weiße Kerze (bis jetzt!!), lässt darauf hoffen (mehr nicht, denn „sicher“  ist an der Börse wie im Leben absolut nichts!), dass der Kurs auch diesmal die obere Begrenzung des Seitwärtstrends, also das obere Zielgebiet des Bollinger-Bandes ansteuert. Unterstützt wurde die „Kehrtwende“ diesmal durch die Veröffentlichung guter Zahlen vom Konkurrenten Anheuser-Bush. Aber das konnte das Signal ja vor zwei Tagen nicht ahnen, Signale sind keine Hellseher. Trotzdem kann man sie durchaus zu Rate ziehen, wobei es keine Signale gibt, die für alle Aktien und alle Trends ihre Gültigkeit besitzen (in einem Seitwärtstrend z.B. ist nahezu jedes Signal ein Fehlsignal, wobei man nie wissen kann, wann die Serie der Fehlsignale zu Ende gegangen ist. Das wird man immer erst im Nachhinein mit Sicherheit sagen können!!). Ähnlich wie ein Arzt, der verschiedene Untersuchungen durchführen muss und immer die Besonderheiten jedes Patienten beachten muss (Vorerkrankungen, Allgemeinzustand, Psyche usw.), um schließlich eine erste Diagnose zu stellen, verhält sich jede Aktie kurz- bis mittelfristig unterschiedlich. Etwas zuverlässiger sind die langfristigen Signale, wobei auch diese nur eine Trefferquote von ca. 51% besitzen. Wie sagte Andrè Kostolany: „Ich habe mit meinen Börsengeschäften zu 49 Prozent falsch gelegen und zu 51 Prozent richtig. Und von der Differenz habe ich sehr gut leben können.“

Fazit: Das Märchen von der 200-Tage-Linie gehört in den Kindergarten.

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