Cisco Systems, vom Trendfolger zum Ladenhüter

Die Aktie von Cisco Systems ist geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie man an der Börse Geld gewinnen kann und wie es nicht funktioniert.

Die Cisco-Aktie war in den späten Neunziger Jahren eine meiner besten Trendaktien.

Wie schon des Öfteren geschrieben, hatte ich damals wie viele andere „Neuaktionäre“ auch damit begonnen, diejenigen Aktien zu kaufen, die damals noch ein Bankberater empfohlen hatte, also die der Commerzbank (wgen der Übernahmefantasie) der Deutschen Telekom, von Daimler (weil die so gute Autos bauten), der Allianz (die damals wie heute so solide und unterbewertet war) usw.  (Mittlerweile beraten die Berater in Bezug auf den Aktienkauf nicht mehr oder kaum noch und wenn ja, dann höchstens in Bezug auf einige DAX-Aktien).

Meine Aktien waren also aus irgendwelchen Gründen ein Kauf, angeblich bestand da gegenüber dem Gesamtmarkt ein Nachholpotenzial. Leider sollten sie trotzdem nicht steigen.

Also begann ich damit, steigende Aktien zu kaufen- und siehe da, diese sollten weiter steigen.

Cisco Systems wanderte auf diese Weise auch ins Depot (der Bankberater kannte sie noch nicht, na ja, man konnte auch nicht alle neuen Internetwerte kennen).

Gut 500% sollten es für mich noch werden, obwohl ich „spät dran“, der Trend jedoch nach wie vor intakt gewesen war. Begleitet wurde der Anstieg von den zahllosen kritischen Kommentaren der „Experten“. Das KGV lag bei über 90, maßlos überbewertet war die Aktie- und sollte trotzdem von einem Hoch zum nächsten steigen. (Ein wenig ist es wie in den letzten zwei Jahren  mit Netflix, die immer wieder zum Verkauf empfohlen wird, da zu hoch bewertet- oder gar zum Shorten, aber trotzdem weiter steigt- wie Cisco in den 90ern! Damals war das Shorten übrigens für Privatanleger noch nicht erfunden. Wie arm waren wir doch dran, mussten wird doch hunderte Prozent gewinnen ohne auf fallende Kurse setzten zu dürfen!)

Der Absturz der Cisco-Aktie begann im Jahr 2000 und dauert im Prinzip bis heute an.

Mittlerweile sind die Analysten hellauf begeistert, die Cisco-Aktie sei ein wahres Schnäppchen. „Kaufen, kaufen, kaufen, die Aktie ist billig!“

Das mag zweifelsohne der Fall sein, Geld kann man mit der Aktie, die jetzt endlich billig ist, aber leider nicht gewinnen.

Die Aktie von Cisco Systems: Seit einigen Jahren ein Ladenhüter.

Heute geht es mit der Aktie von Cisco Systems wieder einmal nach Zahlen und Kommentaren von Johnny aus der Chamber um 13% in den Börsenkeller.

Was tun? Nun, ich hatte die Aktie bereits nach den vorvorletzten Zahlen von der Beobachtungsliste genommen (die „Smart-Grid-Fantasie“ von wegen „Milliardenmarkt für Cisco“ usw. hatte dafür gesorgt, dass ich Cisco wieder unter Beobachtung genommen hatte).

Maßgeblich haben die TV-Auftritte von Cisco CEO John Chambers zu dieser meiner „Streichentscheidung“ beigetragen, die mir aufgezeigt hatten, wie schlecht die Zukunft für Cisco aussehe.

Diesmal warnte er vor „sinkenden Ausgaben der öffentlichen Hand“. Tatsächlich lag der Nettogewinn im zweiten Quartal deshalb  „nur noch“ bei 1,5 Milliarden Euro.

„Zu unserem Bedauern müssen wir davon ausgehen, dass unsere Sorgen über die Industriestaaten noch mehrere Quartale anhalten“, so Chambers in die TV-Kameras.

Nun, wer sich bei diesen Äußerungen nicht sofort zu Tode erschreckt, dem ist nicht mehr zu helfen. Da das Unternehmen nur noch 1,5 Milliarden Euro pro Quartal verdient, wird die Aktie heute erneut 13% in den Keller geschickt.

Da möchte ich noch einen oben drauf packen: „Zu meinem Bedauern müssen wir davon ausgehen, dass unsere Sorgen über die Industriestaaten noch mehrere Jahrzehnte anhalten.“

Das Ende der Verschuldung der Industriestaaten werden wir alle nicht mehr erleben, das ist schlichtweg unmöglich. Trotzdem werden die Unternehmen wie Cisco auch in Zukunft Milliarden verdienen.

Für Cisco gibt es aber Hoffnung:

Die Gerüchteküche brodelt und geht davon aus, dass John Chambers bald „retiren“ wird. Ein neuer CEO könnte dann mit ein wenig mehr Optimismus auch der Cisco-Aktie wieder Auftrieb verleihen.

Bis dahin heißt meine Meinung: Die Aktie von Cisco würde ich strikt meiden. Das Datum für den nächsten Cisco-Schock werde ich mir schon einmal an den Kalender schreiben.

Aktien, die wie Cisco in den 1990er Jahren steigen und „viel zu hoch bewertet sind“, gibt es in meinem TradingDienst.Das ITT kann auch heute (leicht) zulegen , weil wir eben keine billigen Aktien wie Cisco im Depot haben, sondern Aktien, die steigen! (P.S.: Auch Akamai, die heute 17% einbrechen, hatte ich verkauft, da die Aktie ein „sonderbares Trendverhalten“ gezeigt hatte.)

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