Heute sorgten zwei Meldungen aus China für Aufsehen und teilweise auch heftige Kursverluste, besonders bei den Automobilaktien: So erhöhte die chinesische Zentralbank die Leitzinsen und Peking möchte die Anzahl der Neuzulassungen von Fahrzeugen im kommenden Jahr drosseln.
„Im kommenden Jahr werde Peking nur noch 240.000 Autos eine Zulassung ausstellen, sagte der Generalsekretär des Pekinger Stadtrats, Zhou Zhengyu, am Donnerstag. Damit solle das zusätzliche Verkehrsaufkommen 2011 um zwei Drittel gesenkt werden. Ab Freitag gelte ein Verteilungssystem, das Autofahrern Kennzeichen in einer Art Lotterie zuteile.“
(Quelle und weitere Informationen unter http://derstandard.at/1292462538392/Verkehrschaos-China-drosselt-Auto-Zulassungen)
Bereits vor einigen Wochen hatte ich meine Premium-Leser(innen) auf dieses mögliche negative Szenario vorbereitet.
Ich schrieb: „Die VW-Aktie fällt z.B. seit Montag um gut 10%. Nach wie vor sind die langfristigen Trends jedoch auch bei den Autoaktien intakt. Als möglicher Auslöser könnte u.a. die Nachricht gedient haben, wonach China im kommenden Jahr Kaufanreize für Autos in Form von Mehrwertsteuernachlässen streichen möchte. Außerdem machten Gerüchte die Runde, wonach nur noch ein Auto pro Haushalt erlaubt sein dürfe.
Wir sehen an diesem Beispiel, wie blauäugig unsere “Autoexperten” sind und was ihre Prognosen mitunter wert sind. In der Wochenübersicht zum ITT hatte ich am Dienstag noch geschrieben:
“Wenn sich ein namhafter Autoexperte Ende 2009 vor die TV-Kamera stellt und wegen des „Vorzieheffekts“ durch die Abwrackprämie für das Jahr 2010 ein Weltuntergansszenario für den Automobilbau in Deutschland ausmalt und genau ein Jahr später wegen der starken Nachfrage aus China den Megaboom ausruft, der viele Jahre andauern wird, dann komme ich ins Grübeln und lehne mich jetzt (zumindest was diese sehr zyklischen Aktien angeht) besser nicht mehr zu weit aus meinem Fenster. All das hat eher mit meinen Erfahrungen als mit einem Supermodell zu tun.”
Ich bin immer wieder geschockt, dass man sich voll und ganz auf China verlässt.
China ist eine kommunistische Diktatur, auf die man sich überhaupt nicht verlassen kann, was das heutige Beispiel beweist. Die kommunistische Einheitspartei kann dort beschließen, was sie will, der Wille des Volkes oder gar so etwas wie Freiheit gibt es in China nicht. Man kann den Bürgern per Gesetz verbieten, mehr als ein Kind auf die Welt zu bringen und warum nicht auch nur ein Auto pro Familie gestatten?
Zu bedenken ist weiterhin, dass es nicht mehr sehr lange dauern dürfte, bis die Chinesen ihre eigenen Autos bauen und sogar unsere Märkte (ähnlich wie sie es bereits bei den Solarmodulen geschafft haben) damit überschwemmen könnten. Wenn es in Deutschland chinesische Fahrzeuge für 4000 € zu kaufen gibt, dann werden diese ihre Käufer finden, nicht zuletzt wegen der sehr niedrigen Netto-Durchschnitts-Einkommen hierzulande und der hohen Steuern auf Kraftstoffe, die die Preise an der Zapfsäule auf immer neue Höhen katapultieren. Da kann einem die Lust auf das Autofahren oder gar den Kauf eines teuren Neuwagens schon vergehen. Ganz zu schweigen von den zukünftigen Mautplänen der Regierung. Der ADAC veröffentlichte heute, dass das Jahr 2010 für Autofahrer das bisher teuerste Jahr gewesen ist. Wenn die billigen Fahrzeuge aus China kommen…“
Weiter im Premium Blog unter http://www.aktientagebuchblog.de/neue-chance.html
Fazit: Der heutige Handelstag hat uns gezeigt, wie unberechenbar ein „XXL-Aufschwung“ ist, der sich vor allem darauf verlässt, dass China auch im neuen Jahr unsere Exporte stützen wird. Was wird passieren, wenn es anders als erwartet kommen sollte?
Nun, wir halten uns von zyklischen Werten wie den Autoaktien weitestgehend fern oder verkaufen diese jetzt, so dass sich diese Frage zumindest für das Langfristdepot nicht stellt.
„Unsere Werte“ sollten auch im neuen Jahr weiter steigen können.