Den folgenden Beitrag hatte ich bereits am frühen Donnerstag letzter Woche für meine Leser(innen) von ATB Spekulativ verfasst.
Da ich versucht habe, etwas weiter voraus zu blicken und hierfür Rückschlüsse aus meinen bisherigen Erfahrungen gezogen habe, könnte der Beitrag vieleicht noch für „Gelgegenheitsleser(innen)“ interessant sein? Falls nicht, dann sorry!
Ausgerechnet die erfolgsverwöhnten Apple-Aktionäre mussten in dieser Woche zusehen, wie ihre Anteile stündlich immer mehr an Wert verlieren sollten, während zeitgleich fast alle anderen Kurse nur die Richtung nach oben kannten? Unfassbar!?
Analysiert man „nur“ das nackte Zahlenwerk des iPhone-Konstrukteurs und Vermarkters (zusammenbauen lässt man die weltweit billig zusammengekauften Einzelteile ja von fleißigen chinesischen Händen), dann muss man den Kurssturz der Apple-Aktie als katastrophales Naturschauspiel bewerten. Gemeldet wurde ein neuer Rekordgewinn! Und es dürfte noch lange nicht das letzte Rekordergebnis sein, das Apple bekanntgeben wird!
Für Denjenigen, der sich bereits ein wenig länger im Börsen-Dschungel-Camp aufhält, wird es für den Kurssturz einige Erklärungen geben, die es vielleicht wert sein könnten, an dieser Stelle aufgeführt zu werden, auch wenn die Aktie von Apple in meinem langfristigen Trend Depot keine Rolle gespielt hat (in meiner Voraussicht, dass genau das, was in den letzten Monaten bei Apple passiert ist, eines Tages eintreffen wird).
(Bevor mich nun vielleicht einige als unverbesserlichen Schlaumeier oder Besserwissen in Behandlung schicken wollen, nur so viel: Was bei Apple gerade passiert und die Gemüter bewegt, ist mir selbst in meinen mittlerweile zwanzig Börsenjahren bereits des Öfteren passiert, so dass sich mein Entsetzen ein wenig in Grenzen hält. Ich habe so viele Kursabstürze meiner Trendaktien erlebt, dass ich da nicht gleich in nackte Panik verfalle…)
Es sind tatsächlich vor allem die Erwartungen, die das Handeln der Börsenteilnehmer bestimmen.
Werden diese enttäuscht, dann trennen sich viele Investoren von dem entsprechenden Wert und umgekehrt wird kräftig zugegriffen, nachdem negative Erwartungen plötzlich und unerwartet ins Positive drehen.
Dass an der Börse die Zukunft gehandelt wird und nicht die Vergangenheit, also z.B. im Falle Apple ein neuer Rekordgewinn nicht mehr mit neuen Kursgewinnen belohnt wird, ist „völlig normal“, wenn man sich dies alten Börsenweisheiten bzw. psychologischen Handlungsmuster (die sich 1:1 in den Trendmustern widerspiegeln) einmal wieder vor Augen führt.
Ist man in einen Wert investiert, dann blendet man viele der Warnsignale mitunter einfach aus. Man ist ja schließlich von dem entsprechenden Wert und dessen positiven Aussichten „überzeugt“. Diese Überzeugungen können zu großen Enttäuschungen führen, weshalb die feste Überzeugung vom Erfolg eines Unternehmens grundsätzlich negativ für das langfristig erfolgreiche Handeln an der Börse ist. Dies gilt umso mehr für Unternehmen, deren Produkte gerade „in“ sind, Produkte, die jeder haben möchte, ganz zu schweigen von Kultprodukten wie sie eben Apple verkauft. Wer langfristig entspannt investieren möchte, kauft besser keine „Zukunftswerte“, egal ob es sich dabei um Solarunternehmen, Elektroautoprofiteure, 3D-Druckerhersteller usw. handelt. Je interessanter sich eine Investmentstory anhört, umso spekulativer ist sie und umso höher ist das Gewinn- aber eben auch Verlustpotenzial.
Wir müssen auf dem glatten Börsenparkett leider immer wieder Vieles in Frage stellen, um nicht zu schreiben:
„Wir als Investoren müssen tatsächlich immer wieder ALLES in Frage stellen!“ bzw.- vielleicht besser??,
„Wir müssen grundsätzlich die Eigenschaft besitzen, Vieles ständig in Frage stellen zu wollen.“
Dem Außenstehenden mag das als Unsicherheit erscheinen, doch nichts ist unsicherer als der Börsengewinn!
Ich werde von „Miss Börse“ am Ende eines Monats nicht dafür entlohnt, dass ich aktiv gewesen bin, täglich das Börsengeschehen verfolgt, möglichst viele Transaktionen durchgeführt habe, kurzum, dass ich gearbeitet habe.
RTL bezahlt seine Dschungelcamp-Teilnehmer für ihren möglichst medienwirksam inszenierten Aufenthalt, wir werden jedoch leider nicht von einem Fernsehsender bezahlt und müssen es demzufolge lernen, wie wir den Gefahren des Börsen-Urwalds selbst entrinnen können. (Und auch ich werde nicht dafür entlohnt, dass ich VOR dem Absturz von Apple gewarnt habe- im Gegenteil: Einige Leser haben meine Warnungen ignoriert, sitzen in Apple auf Verlusten und haben ihr Abo deshalb nicht verlängert. Gespart wird nun an den Informationen, irgendwie muss man die Verluste ja wieder „reinbekommen“! Fazit??: Die Tätigkeit des Börsenbriefautors ist ungefähr so toll wie das Flöhehüten oder …, wobei es meiner Meinung nach darauf ankommt, nicht allzuviel geistigen D… zu produzieren. Weniger kann mitunter mehr sein. Vom Dschungelniveau nun aber schnell wieder zum Thema Börse:)
Es gilt uneingeschränkt:
Wer alle Gefahren überstanden hat, der wird der neue Dschungel- König oder die neue Dschungel- Königin!
(P.S.: Obwohl es rein psychologisch betrachtet äußerst interessant zu analysieren ist, tue ich mir persönlich besagte Sendung nicht an. Mir genügt meine tägliche Beobachtungsstunde des wahnwitzigen Börsengeschehens, des wohl größten massenpsychologischen Phänomens, da benötige ich „hinterher“ andere Möglichkeiten des „Ausgleichs“.)
Zurück zu Apple als geradezu exemplarisches Beispiel dafür, wie „Miss Börse“ tickt:
Die Großinvestoren sind anfangs nicht bereit, einer „Turn Around Story“ (Apple stand 1997 vor der Pleite) irgendwelche Aufmerksamkeit zu schenken. Erst nachdem ersichtlich geworden ist, dass an der Story „irgendetwas dran“ sein könnte, beginnen die ersten, sich mit dem Unternehmen ein wenig näher zu beschäftigen. Nachdem sich ein stabiler Aufwärtstrend der Aktie aufgebaut hat, springen immer mehr auf den bereits langsam fahrenden Zug auf. Value-Investoren werden hingegen nahezu bis zuletzt außen vor bleiben, da die Aktie „viel zu teuer“ sei usw.
Eines Tages wird die „viel zu hohe“ Bewertung endlich von den tatsächlich auf dem Papier stehenden Zahlen relativiert, sprich: Die entspr. Aktie, die jahrelang zu teuer gewesen ist, als dass deren Kauf „gerechtfertigt gewesen wäre“, wird urplötzlich sehr interessant- für Anleger, die sehr viel Wert auf eine „angemessene Bewertung“ derjenigen Aktien legen, in die sie investieren wollen.
Leider beginnt genau zu diesem Zeitpunkt der „Turn Around nach unten“; die jahrelang überdurchschnittlich hohen Wachstumsraten verlangsamen sich zusehends. (Wodurch eine Aktie, die „billig“ ist, plötzlich anfängt, wieder teurer zu werden…)
Da die Börse bei derartigen Wachstums-Werten wie es Apple in den letzten Jahren gewesen ist, vor allem zukünftig hohes Wachstum „bezahlt“, kann es vorkommen, dass der Kurs der Aktie zu fallen beginnt, obwohl das Unternehmen einen Rekordgewinn nach dem anderen meldet.
Aus der Wachstumsstory wird in vielen Fällen eine Value-Story oder aber es beginnt der tiefe Fall des Unternehmens (Siehe Nokia, HP, Dell usw.).
Dass es mit dem Aktienkurs eines ehemaligen Wachstums- Unternehmens nach dessen Metamorphose in einen Value-Wert nicht automatisch immer tiefer in den Keller gehen muss, belegt z.B. der Kurs der Microsoft-Aktie:
Die Aktie von Microsoft war in den 1993 bis 2000 ungefähr so beliebt wie in den letzten die Apple-Aktie.
Der PC eroberte die Wohnungen der Menschen, das Internet sollte auf jedem PC erreichbar sein. Die Mehrzahl aller weltweit laufenden PC sollte mit einem Betriebssystem von Microsoft laufen, kurzum: Potenzial ohne Ende!
Irgendwann war das Unternehmen dann so groß, dass es seine Wachstumsraten der 1990er Jahre nicht mehr beibehalten konnte. Und dann sollte auch noch Apple kommen, also genau das Unternehmen, das seine Rettung auch Microsoft zu verdanken hat…
Mittlerweile ist die Microsoft-Aktie eine absolute Value-Aktie und die Analysten überschlagen sich deshalb im Stundentakt mit ihren Kaufempfehlungen. Und genau das werden sie von nun ab auch für die Apple-Aktie tun!
Überdurchschnittlich hohe Kursgewinne hat mit der Aktie von Microsoft innerhalb der letzten zehn Jahre jedoch kaum ein Investor erzielen können.
Meiner Meinung nach könnten wir uns in der Apple-Aktie nun an der Stelle der Unternehmensgeschichte befinden, an der ich oben in den Langfrist-Chart den blauen Pfeil und das Fragezeichen eingefügt habe??!!
Demnach wäre ab sofort jede neue kräftige Trendbewegung nach oben eine ganz hervorragende VERKAUFs-Chance oder aber: Man behält die Aktie und kann sich in fünf oder zehn Jahren darüber freuen, dass man jedes Jahr eine höhere Dividende ausgezahlt bekommt. Die Zeit des gigantisch schnellen Kursanstiegs dürfte sich meiner Meinung nach jedoch jetzt oder in ein, zwei Jahren ihrem Ende nähern…
Die Apple-Aktie sollte folglich, glaubt man den üblichen Trendmustern (siehe oben MSFT), kaum weiter einbrechen.
Sämtliche Fundamentaldaten des Unternehmens sprechen dafür, dass aus der Wachstumsaktie Apple in der Zukunft eine „absolute Value-Aktie“ werden könnte.
-> Allerdings!!:
Apple ist in den letzten Jahren die „Leader-Aktie“ gewesen, also diejenige Aktie, die für den Großteil der Kursgewinne aller an der Technologie-Börse Nasdaq notierten Unternehmen verantwortlich gewesen ist.
Jene „Leader-Aktien“ laufen jedoch meist bis zum Ende eines Bullenmarktes nach oben. Fällt die Leader-Aktie, dann hat es in der Vergangenheit bisher stets nicht mehr lange gedauert, bis auch der Gesamtmarkt eingebrochen ist. (Nokia brachen Mitte 2000 ähnlich wie jetzt Apple ein- der Gesamtmarkt sollte folgen…)
Also jetzt besser alle Aktien verkaufen und auf den nächsten großen Crash warten?
Nun, „ganz so einfach“ macht es uns Miss Börse nicht:
Viele der „Leader-Aktien“ der 1990er Jahre haben sich nach heftigen Kurseinbrüchen auch immer wieder erholen können- bis zum endgültigen Platzen der Aktienblase im Jahr 2000.
Ich denke hierbei z.B. an SAP, Cisco Systems, Dell, Sun Microsystems usw.
Diese Erfahrungswerte lassen zwei- zugegeben sehr spekulative und „zugespitzte“ Schlüsse– zu:
Die Apple-Aktie kann durchaus nochmals auf neue Höchstkurse steigen, dann wäre der aktuelle Kurseinbruch eine hervorragende Kaufchance oder aber sie wird sich nicht mehr erholen. In dem Fall könnte sich der seit 2009 andauernde Bullenmarkt nun bereits in seiner Endphase befinden…
Vieles könnte also von Apple abhängen…
Weiterhin ist der Kursverlauf der Apple-Aktie ein äußerst anschauliches Beispiel dafür, wie sich Kursanstiege und Kurskorrekturen vollziehen:
Der Kursanstieg von September 2011 bis September 2012 dauerte nach Adam Ries genau zwölf Monate.
Für die Vernichtung der gesamten Kursgewinne, die seit September 2011 aufgebaut worden waren, nahm sich Miss Börse lediglich vier Monate Zeit!
Fazit: Kursanstiege dauern ca. drei Mal länger als Kurseinbrüche.
Nach oben geht es immer langsam, nach unten dann immer äußerst rasant. Die Börse gleicht einem alpinen Abfahrtslauf (ohne Lift für die Abfahrtsläufer). Die Gefahr, zu spät eingestiegen zu sein, besteht demzufolge bei jedem Investment.
Wie haben wir Apple in ATB Spekulativ gehandelt?
Ich habe Ende Januar 2012 einen Call Optionsschein auf die Aktie von Apple gekauft, den ich mit einem Gewinn von ca. 84% Anfang März 2012 wieder verkauft habe. Nach der Korrektur kaufte ich ein Discount-Zertifikat auf die Aktie von Apple, das ich im August 2012 mit einem Gewinn von 15,5% verkaufte. Im Oktober 2012 folgte der erneute Kauf eines Discount-Zertifikats auf Apple. Diesmal entschied ich mich für ein währungsgesichertes Discount-Zertifikat, da der Euro sich bereits gegenüber dem USD auf Erholungskurs befand.
Nach der Bestätigung des Trendbruchs entscheid ich mich im Dezember 2012 für den Verkauf des Zertifikats- diesmal leider mit einem Verlust von gut 15%. Zum Glück, denn aktuell notiert dieser „Discounter“ deutlich niedriger als zum Verkaufszeitpunkt.
Fazit:
1. Bei Wachstumswerten wie z.B. Apple sollte man besser aktiver handeln und es nicht einfach „laufen lassen“.
2. Regelmäßige Gewinnmitnahmen sind bei „Zukunftsaktien“ sehr sinnvoll.
3. Spätestens dann, wenn alle „Hurraaaahh“! rufen, denkt man immer besser über (Teil)VERKÄUFE als über neue
Käufe nach.
3. Langfristige Börsenerfahrungen können von Nutzen sein.
4. Ein breit diversifiziertes Depot, in dem sich nicht nur eine Aktie (z.B. die von Apple) befindet, kann vor nicht mehr aufholbaren Verlusten schützen.
Trotz allem bleibt es dabei, dass jedes Investment mit hohen Risiken verbunden ist.
Zumindest sieht es aktuell für viele „unserer Trendaktien“ nach wie vor sehr gut aus:
Die Trendaktien der Woche:
Hier die Liste der Trendaktien, die die Handelswoche auf einem neuen Jahres- oder Allzeithoch beendet haben:
Weiterlesen HIER.
Meine volle Überzeugung:
Im aktuell äußerst überhitzten Marktumfeld bietet sich der Kauf von Trendaktien nur noch sehr selektiv an. Zu groß ist die Gefahr, dass Aktien, die über viele Monate, gar Jahre gestiegen sind, demnächst wie Apple kräftig einbrechen.
Nicht umsonst habe ich meinen Leser(innen) in den letzten Tagen geraten, jetzt immer wieder Teilverkäufe zu tätigen und zuerst die „Fahnenstangen“ zu verkaufen, also diejenigen Aktien, die sehr schnell gestiegen sind und deren Chart bereits der einer Stange ähnelt.
Als Kaufkandidaten bieten sich jetzt noch erstklassige (und langweilige) Dividendenaktien an. Diese haben sich bislang eher gemächlich entwickelt und werden kaum wie Apple einbrechen. In einem möglichen Crash werden aber auch diese verlieren, sich im Anschluss jedoch wieder sehr schnell auf das aktuelle Kursniveau bewegen.
Dividendenrenditen von im Schnitt 3-6% p.a. sind hier möglich, Tendenz langfristig steigend (da viele dieser zuverlässigen Dividendenzahler) ihre Dividenden im Lauf der Jahre immer wieder erhöht haben.
(Nicht umsonst habe ich das „Dividendendepot“ gerade jetzt ins Leben gerufen, in Voraussicht bereits im November angekündigt. Es wird- anders als geplant- ein Bestandteil meines Premium Dienstes sein. Dass es hierfür kaum Interssenten gab, sehe ich als Bestätigung dafür an, dass sich viele kaum Gedanken machen…und überrascht sein könnten, wenn ihre „Lieblinge“ plötzlich wie Apple einbrechen??)
Hier noch eine Bestätigung dafür, dass ich eventuell „richtig liegen“ könnte:
Heute erwischt es (wieder einmal!!) die Aktie der Software AG:
Über 14% gehte es aktuell mit dem Aktienkurs in den Börsenkeller. Die Aktie hatte ich bereits vor zwei Jahren von meiner Beobachtungsliste gestrichen. Werte, die immer wieder derart massiv einbrechen, möchte ich nicht besitzen! (Das gilt nicht für Börsencrashs, in denen ALLE Werte einbrechen, denn DANN muss man die „besten der besten“ auf alle Fälle einsammeln, Fehlgriffe inbegriffen. Diese werden dann im nächsten Bullenmarkt „ausgemistet“!)
Fazit: Erfahrungen führen an der Börse langfristig zu Gewinnen. (Aber eine Garantie gibt es hierfür leider nicht!)